Schildis, Rochen, Haie & ein Walskelett

23.04.2023
Nach unserem ausgedehnten, unaufgeregten Aufenthalt in Big Major Cay (never change a winning team), segeln wir schließlich weiter. Es geht in den 3 Stunden entfernten Exuma Land & Sea Nationalpark. Wir haben bisher nur gutes gehört und freuen uns auf den Szenenwechsel.

Man könnte hier ankern, wir zahlen aber gern für eine Mooring und unterstützen so den Park. Ankern ist sowieso eine zwiespältige Angelegenheit: ja, es ist kostenlos und ja, man hat seine Freiheiten. Aber mit jedem Anker der fällt, eingefahren wird und um den die schwere Kette schwoit, die das Boot halten soll, läuft man Gefahr, folgenreich ins Ökosystem einzugreifen. Wenn alle Cruiser im Schnitt 2 Nächte an einem Ort bleiben und 10 Boote am gleichen Ort liegen, sind wir im Jahr schon bei gut 1'800 Ankern pro Bucht - wäre mir als Bewohner zu viel. Wäre ich eine Krabbe, würde ich meine Koffer packen.

Anders sieht es aber schon wieder bei den privaten Moorings aus, die es überwiegend in den BVI's gibt. Ja, es ist immer noch besser fürs Ökosystem, aber weitere Schutzmaßnahmen werden davon nicht finanziert und dafür sind 40$ pro Nacht dann einfach zu fett. Sowieso fraglich, dass das Meer an Privat verpachtet oder verkauft wird.

Nun gut, wir sind also in Waderick Wells. Ein unglaubliches Farbenspiel entsteht hier durch die flachen Sand- und Korallenbänke und die sie durchziehenden Tiefwasserkanäle. Es schimmert von cremeweiss über türkis ins kräftige Meeresblau. Schwer sich hier sattzusehen. Glück und Lebensfreude. Ich möchte das bitte jeden Tag sehen. Für immer. Danke.Auf den flachen, mit Seegras bewachsenen Bänken treiben sich zahlreiche Schildkröten und knabbern genüsslich Halm für Halm. Sehr friedlich wirkt das Geschehen. Im tieferen Teil schweben 2 Adlerrochen synchron durchs Bild. Und ein Ammenhai kommt uns auch mal wieder besuchen. Wir bestaunen ein kleines Schiffswrack, das im Kanal liegt. Aber wir müssen schnell sein, denn die Strömung ist stark. An Land hat die Parkverwaltung ein Pottwalskelett aufgebaut. Eine Hinweistafel erklärt, der Wal sei verhungert, zu viel Plastik im Magen, das nicht verdaut werden kann. Sehr traurig.
Auf einer Karte sind ein paar Wanderwege eingezeichnet, die wir ablaufen wollen. Beim ersten scheitern wir allerdings wenige Meter hinter dem Strand. Nachdem wir ein paar Felsen hochgekraxelt sind, können wir uns beim besten Willen keinen Weg durchs Gestrüpp bahnen. Pech gehabt. Dafür gibt es hier oben ein Mobilfunksignal und wird können schnell die eingegangenen Nachrichten empfangen.

Mehr Glück haben wir auf dem Weg hinter'm Pottwal rechts rein. Der kleine Rundweg bringt an einen Punkt, an dem viele Cruiser ein Holzschild mit ihrem Bootsnamen hinterlassen. Klingt romantisch und man denkt an ein paar Büsche, die mit bunt verzierten Tafeln aufwarten. Aber weit gefehlt. Müllhalde würde ich das nennen, was ich hier sehe. Fragezeichen über meinem Kopf, WTF?! Siehe Foto.

Widerwillig verlassen wir Waderick Wells und segeln weiter gen Norden nach Shroud Cay, ebenfalls im Exuma Park gelegen. Highlight hier sind Mangrovenkanäle bei glasklarem Wasser. Wir müssen zu Hochwasser in den Kanal, damit wir genug Platz unterm Dinghy haben. Am anderen Ende wartet die "Waschmaschine", in die das Wasser vom offenen Meer her hinein schleudert. Die Wassertiefe ändert sich ständig auf der Fahrt, von geschätzten 2 Metern auf 50 Zentimeter, dann bestimmt 4 Meter und wieder eine Stufe rauf auf 40 Zentimeter. Immer wieder kreuzen Schildkröten unseren Weg, die hier aber weniger entspannt zu sein scheinen als in Waderick Wells.